Irland II

(Ganz unten findet ihr wieder eine Übersichtskarte, die Orte der zweiten Woche sind grün markiert.)

So, weiter geht’s am Samstag, 25. März – dem Tag unserer großen Wanderung: Wir wollten den höchsten Berg Irlands besteigen, weshalb wir früh aufgestanden sind. Theresa und ich sind kurz nach dem Aufwachen in Lachen ausgebrochen und wir konnten ewig nicht mehr aufhören. Wir hatten die Nacht in einer Art Gästehaus mitten im Nirgendwo verbracht, und das Doppelbett, in dem wir schliefen, war leider alles andere als angenehm. Die Federn der Matratze haben so gestochen, dass wir uns immer wieder drehen mussten. Allerdings hat das Bett bei jeder klitzekleinen Bewegung gequietscht, sodass wir irgendwie die halbe Nacht wach lagen. Einerseits taten uns die Federn weh, andererseits wollten wir uns nicht bewegen,  um die jeweils andere nicht zu wecken. Und morgens mussten wir dann aufgrund des Quietschens so lachen, dass das Bett aufgrund unseres Lachens noch mehr gequietscht hat, sodass wir gar nicht mehr aufhören konnten zu lachen… Teufelskreis 😂 Die nächste Nacht durfte ich dann bei Andrea schlafen, das war sehr viel besser 😌

Weil es morgens so kalt war, haben wir mehrere Schichten Klamotten übereinander angezogen. Leider fingen wir schon an zu schwitzen, als es noch relativ eben voranging, und haben uns nach und nach ausgezogen. Blöd nur, dass man dann die ganzen Klamotten im Rucksack weiter mitschleppen muss 😉 An zwei kleineren Bergseen vorbei ging es bald ziemlich steil die „Teufelsleiter“ hoch. Am oberen Rand der Teufelsleiter biegt man rechts ab, um voll ganz auf den Gipfel des Carrauntoohill zu kommen. Der liegt auf 1.041m Höhe, ist also eigentlich nicht wirklich hoch. Trotzdem lag oben noch Schnee und es hat so furchtbar gewindet, dass wir unsere Jacken wieder anziehen mussten und erst wieder runter zur Teufelsleiter liefen, bevor wir Vesperpause machten.

Danach sind wir an der Teufelsleiter vorbei (wenn man von unten käme, quasi nach links), und immer den Bergkamm entlang über drei weitere Gipfel gewandert. Wanderkarten und GPS auf dem Handy haben uns mal wieder geführt. Trotzdem standen wir nach dem dritten Gipfel auf einmal blöd da, und wussten nicht, wie wir den Berg runterkommen sollen. Vor uns lag ein steiler Geröllabhang und es war absolut kein Pfad mehr zu sehen. Zum Glück sind in dem Moment ein paar Einheimische vorbeigekommen, die meinten, man müsste einfach den Abhang herunterklettern. Die zwei waren super schnell  und locker unten, während wir mühsam auf allen vieren runtergekraxelt sind 😂 Bis wir wieder auf einer Wiese waren, ist die Sonne schon so langsam hinter den Bergen verschwunden, Theresa hatte Probleme mit den Knien und bei mir hat bei jedem Schritt eine Sehne im Knie irgendwie komisch am Knochen geripst 😥 Zum Glück hat sich das bei mir wieder eingerenkt, als ich ausgerutscht bin… Theresa hatte noch tagelang mit ihrem Knie zu kämpfen.

Am nächsten Tag sind wir noch eine Runde über die Dingle-Halbinsel gefahren und waren dort ein bisschen spazieren. Nachmittags haben mich Theresa und Andrea in Limerick am Busbahnhof abgesetzt, von wo aus ich mit dem Bus an die Cliffs of Moher fahren wollte, während die zwei sich wieder auf den Rückweg gemacht haben, weil sie einen früheren Rückflug gebucht hatten. Blöderweise hat das große, nationale Busunternehmen gestreikt, sodass ich erst einmal blöd dastand. Ich bin also aus Mangel an Alternativen zum Bahnhof gegangen und habe mich nach Zügen erkundigt. Weil das Zugnetz in Irland nur spärlich ausgebaut ist, war die einzige naheliegende Alternative ein Zug nach Galway zwei Stunden später. Zum Glück gab’s am Bahnhof und im Zug WLAN, sodass ich schon mal Stadtpläne und Hostels raussuchen konnte, und mich informieren, wie ich auf andere Weise doch noch an die Klippen komme. Ich habe im Endeffekt eine Tagesrundfahrt im Reisebus gebucht, mit der ich auch noch an die Aillwee Caves kam, die ebenfalls auf meinem Plan standen. Weil in meinem Hostelzimmer um halb zehn ein Mädchen Terror gemacht hat, sie wolle schlafen und wir sollten still sein, bin ich mit den restlichen Zimmergenossen in eine Bar gegangen. Dort wurde Live-Musik gespielt: Country – Trotzdem haben ein paar Iren dazu Irischen Stepptanz getanzt 😄

Am Montag habe ich also die Touri-Rundfahrt gemacht. Der erste Halt waren die Aillwee Caves, das sind Tropfsteinhöhlen, in denen man auch ein paar unterirdische Wasserfälle zu sehen bekommt. Leider durften wir nicht auf eigene Faust los, sondern mussten uns einer geführten Tour anschließen. In der kurzen Pause bevor es weiterging, habe ich eine angequatscht, die zufällig auch Deutsche war (Lisa), und die sich daraufhin im Bus sofort zu mir gesetzt hat. Wie schnell die Nationalität Menschen im Ausland doch immer verbindet… 😉 Wir sind weitergefahren durch die Burren Landschaft, eine Kalksteinlandschaft, die ich wirklich faszinierend fand. Dort wäre ich gerne noch einmal gewandert, aber leider haben wir nur einen kurzen Stop am Poulnabroune Dolmen eingelegt. Das ist eine Megalithanlage, die vor ungefähr 5.000 Jahren in der Jungsteinzeit erbaut wurde. Irgendwie war ich davon enttäuscht, weil ich mir das Ding viel größer vorgestellt hatte, dabei muss es ja schon eine Riesenleistung gewesen sein, zu der Zeit ohne technische Hilfsmittel die Steine aufeinander zu bringen 😯

Der nächste und längste Halt waren die Cliffs of Moher. Dort durften wir zwei Stunden lang die Klippen entlang spazieren und uns im Besucherzentrum umsehen. Die Klippen sind wirklich beeindruckend. Sie sind an einigen Stellen über 200 Meter hoch und und obwohl sie praktisch senkrecht abfallen, nisten in den Felsen Möwen, siehe Bilder 😉 Allerdings muss man ein bisschen aufpassen, weil Leute schon vom Wind runtergeweht wurden und die Klippen an einigen Stellen abrutschen – zum Teil komplett, zum Teil bleibt oben trügerischerweise das Gras hängen, sodass man ins Leere treten könnte. An manchen Stellen waren auch einfach Löcher im Böden, durch die man das Meer gesehen hat. Nach den Klippen sind wir ins Fischerdörfchen Doolin gefahren, wo in einer Bar Mittagspause gewesen wäre. Weil Lisa und ich Brote dabeihatten (die wir schon lange vorher im Bus gegessen hatten 🙈), sind wir ein bisschen spazieren gegangen und haben uns mit einem Esel angefreundet. Auf dem Rückweg nach Galway haben wir nur noch am Dunguaire Castle gehalten.

Zurück in Galway sind Lisa und ich beide erst noch einmal in unsere jeweiligen Hostels gegangen und haben uns dann eine Stunde später (Lisa hat noch ihre Zimmergenossin mitgebracht) getroffen, um „die besten Fish’n’Chips der Westküste“ zu probieren. Wir haben uns mit unseren Take-Away-Boxen an die Bucht gesetzt, wo sich gefühlt alle Studenten Galways zum Vorglühen getroffen hatten. Nachdem die Polizei zum Räumen kam, haben wir uns schließlich ganz schnell verzogen und sind noch in einen Pub.

Am nächsten Tag habe ich mir noch ein bisschen Galway angesehen. Allzu viel kann man dort nicht machen. Die Stadt ist als Studentenstadt eher für ihr lebhaftes Nachtleben, die Live-Musik und die Straßenmusiker bekannt. Gegen Spätnachmittag habe ich einen Bus nach Letterfrack (im Connemara Nationalpark) genommen. Zum Glück konnten mir die Leute am Empfang des Hostels ein kleines, lokales Busunternehmen empfehlen – die Fahrer des großen Busunternehmens haben nämlich noch bis Mitte April gestreikt.

In Connemara bin ich am nächsten Morgen mit einer Bulgarin zum Wandern losgezogen. Im Visitor Center des Nationalparks haben wir uns noch erkundigt, ob man vom Gipfel des Diamond Hill auch auf der andere Seite runter kann, weil es im Nationalpark offiziell leider nur einen sehr kurzen Rundwanderweg um den Diamond Hill herum gibt. Die meinten, das ginge nicht, aber weil mir morgens eine im Hostel gesagt hat, sie hätte schon Leute gesehen, die das gemacht haben, wollte ich nicht auf die Leute im Visitor Center hören 🙈 Vom Gipfel des Diamond Hill sieht man auf der anderen Seite im Tal die Kylemore Abbey, die mein Ziel war, also bin ich einfach mal querfeldein den Berg runtergestakst. Alex, die Bulgarin, wollte allerdings nicht durch die Wiese und ist auf dem Rundweg zurück. Meine einzigen Weggenossen waren demzufolge ein paar einsame Schafe (siehe auch Titelbild). Ich habe meine Aktion später allerdings noch ziemlich bereut, weil unten im Tal Schafherden großflächig eingezäunt waren, und ich mit kaputten Schuhen (ergo nassen Füßen) über 5 Kilometer durch den Sumpf um diese blöde Weide herumlaufen musste.

Irgendwie habe ich es aber noch zur Kylemore Abbey geschafft. Dort habe ich erst einmal Tee getrunken und gegessen, und habe mir dann das Schloss, die Kirche, das Mausoleum, die Gärten, und alles was da noch so rumstand angeguckt. Zurückgelaufen bin ich auf direktem Weg an der Straße entlang. Alle paar Minuten hielt irgendjemand an, der mich mitnehmen wollte, aber da zu dem Zeitpunkt endlich mal die Sonne rausgeguckt hat, bin ich lieber gelaufen. Irgendwo bin ich dann auf einen Schotterpfad abgebogen – ich dachte, ich könnte abkürzen. Entlang des Weges wurde Torf abgebaut, aber irgendwann stand ich wieder ohne Weg im Sumpf und musste noch über ein paar Zäune klettern und durch Privatgelände laufen, um wieder auf die Straße zu kommen 😕 Da habe ich doch noch bereut, dass ich mich nicht einfach von jemandem habe mitnehmen lassen 😉 (Am Abend hat sich übrigens herausgestellt, dass die Leute, von denen die Frau morgens im Hostel sprach, eine Trekking-Führer-Ausbildung gemacht haben und deshalb dort querfeldein unterwegs waren. Die gute Frau hat sich mega Sorgen um mich gemacht, nachdem sie das in Erfahrung gebracht hatte 🙈)

Weil abends im Hostel weder die Heizung noch das warme Wasser funktioniert haben, habe ich mich im Wohnzimmer an den Kamin gesetzt. Dort habe ich Cora kennengelernt, eine Deutsche, mit der ich am nächsten Morgen die nächste Wanderung gemacht habe, den „Tully Mountain Loop“ nördwestlich des Connemara Nationalparks. Wir sind über mehrere Gipfel einen kompletten Bergkamm entlang, wo wir wunderschöne Moose und Steine gesehen haben, ein paar Bergseen, und jede Menge wilde Hasen – natürlich alles mit wunderschöner Aussicht. Leider war der Wind an dem Tag im Tal schon sehr stark, auf dem Bergkamm hatten wir dann ungefähr Orkanstärke (echt schade, dass ich euch hier den Film nicht hochladen kann, den wir gedreht haben). Also nicht wundern, ich bin auf dem Bild auf dem Gipfel nicht betrunken oder so, ich kämpfe nur mit dem Wind 😂 Ganz vorne an der Spitze der Halbinsel sind wir wieder bergab geklettert und in unglaubliches Gras gekommen 😍 Die Wiesen waren ja wirklich beinahe überall in Irland leuchtend grün und weich, aber dort war es, als wäre noch eine Schicht Moos unter dem Gras. Irgendwie hat das Gras gefedert und war zugleich so hoch und dicht und weich und grün… 😍 Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man es nicht erlebt hat. Wir sind wie kleine Kinder lauthals lachend durch die Wiese gerannt und gehüpft – zum Glück war weit und breit niemand, der uns hätte sehen können. Nachdem wir ganz vorne an der Spitze der Halbinsel waren, sind wir über die Straßen zurückspaziert und haben uns das letzte Stück noch von einem Mann mitnehmen lassen, der seine Tochter in Letterfrack aus der Schule abholen musste. Die Iren sind alle so unglaublich nett! Ständig wird man gefragt, ob man Hilfe braucht; Wanderer, denen man begegnet, machen immer kurz Small Talk; Autofahrer halten an, fragen wohin man will, und nehmen einen mit… Fand ich wirklich schön 😊

Ich melde mich demnächst mit Woche 3.

Gerade habe ich übrigens einen Mietvertrag für ein WG-Zimmer in Böblingen unterschrieben, das heißt, ich kann in letzter Minute doch noch umziehen 😊

Bildschirmfoto 2017-04-16 um 21.03.36

3 Gedanken zu “Irland II

    1. Ja, da waren gut ein Dutzend andere auf dem Gipfel. Scheint eine Attraktion zu sein, auf dem Rest der Strecke (nach unserer Pause) haben wir nämlich nur noch ganz vereinzelt in der Ferne ab und zu Leute gesehen…

      Like

Hinterlasse einen Kommentar